Die ursprüngliche Vegetation wurde aus der Fläche verdrängt. Auf Feldern zum Anbau von Mais, Getreide und Rüben wurden regelmäßig Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Regen schwemmte immer wieder belastete Bodenanteile weg und befrachtete damit die städtische Kanalisation. Weil es weder Gebüsch noch Grasland und keine natürliche Vorflut gab, kam es immer wieder zu Überschwemmungen in einem südlich angrenzenden Wohngebiet.
Die Staff Stiftung hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Lemgo 1988 einen NRW-offenen Ideenwettbewerb zur Gestaltung des Staff Landschaftsparks ausgelobt. Gefordert wurde eine öffentlich zugängliche, ebenso großzügig wie zurückhaltend gestaltete Parklandschaft, die als Naherholungsraum im Vorfeld des Waldes von den Bürgern genutzt werden kann. Das Planungsbüro Drecker aus Bottrop gewann den Wettbewerb und wurde mit der Ausführungsplanung beauftragt.
Landschaften unterliegen einem steten Wandel. So auch das Gelände nordöstlich der Alten Hansestadt Lemgo. Ein Landschaftspark entsteht auf ehemals landwirtschaftlicher Nutzfläche.
Mit dem Wettbewerb zum Staff Landschaftspark stellte sich 1989 die Aufgabe, eine ökologische Gestaltung in diese Landschaft zu integrieren. Es galt eine für diesen Landschaftsabschnitt spezifische Gestaltungssprache zu entwickeln, die auch Raum für Kunst läßt. Idee ist eine „leise Gestaltung“, kein Landschaftspark im klassischen Sinne, keine Imitation des Natürlichen, keine Rückbesinnung auf historische Landnutzungsformen, sondern ein Stück neu zu definierende Natur, um die ursprüngliche Eigenart der Landschaft mit neuen Mitteln wiederherzustellen.
Das Konzept verfolgt eine abgestufte Umgestaltung der Landschaft innerhalb mehrerer Jahre auf der Grundlage des natürlichen und kulturellen Potentials. Die zeitliche Veränderung des Parks wird dem Betrachter verdeutlicht über das Einbringen von ursprünglichen Pflanzen und Nutzungsformen in einem veränderten Kontext.
Das Relief als wesentliches Landschaftsbild wird durch die Anlage des Parkes nicht verändert und ist Ausgangspunkt der Gestaltung, die dargestellt wird anhand der einzelnen Strukturelemente, welche die Maßstäblichkeit und Identität dieses Landschaftsraumes definieren. Wege, Pflanzungen und Ansaaten stellen jeweils eine Bedeutungsebene (Layer) der Planung dar.
Die Wege erschließen den Park und knüpfen an Aussichtspunkte und Ausflugsziele an. Sie erlauben Rundgänge sowie gezielte Querverbindungen von der umgebenden Wohnbebauung durch den Park hindurch.
Durch das Wegesystem wird das Relief erst erfahrbar und erlebbar. An keiner Stelle des Parkes ist es vollständig einzusehen, so daß sich ständig neue Raumerlebnisse bieten. Vorhandene Pfade in der Landschaft werden nachgezeichnet und mit verschiedenen Akzenten angereichert. Die Bereicherung von Natur und Landschaft erschließt sich über die Wahrnehmung des Spaziergängers. Ziel ist die Sensibilisierung des Menschen für seine alltägliche Umwelt, aber auch für die Veränderungsprozesse in der Landschaft.
Unterstützt durch die Bepflanzung werden abwechslungsreiche und überraschende Sichtbezüge innerhalb der Parkanlage sowie Ein- und Ausblicke auf Lemgo und die umgebende Landschaft inszeniert und neue Korrespondenzen geschaffen.
Die Neugestaltung soll unter Beibehaltung bzw. Entwicklung naturräumlicher und kulturräumlicher Gegebenheiten geschehen: Typische regionale und kulturhistorische Elemente wie z. B. Obsthaine, Hecken und Feldraine werden Bestandteil des Konzeptes.
Dabei folgen naturnahe Pflanzungen den naturräumlichen Gegebenheiten, während Elemente der Kulturlandschaft als Kontrast hierzu in architektonisch-geometrischen Formationen gestaltet werden. Mulden und Rinnen werden landschaftstypisch analog zu der in den Nachbartälern zu beobachtenden Vegetation mit dichten Gehölzpflanzungen nachgezeichnet. Auf Flächen, die in noch nicht erschlossenen Randbereichen oder einzeln ohne Verbindung zum Park in der Feldflur liegen, werden Obstwiesen in streng geometrischen Rastern angelegt.
Die ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen werden durch Baumgruppen angereichert, die Teilräume gliedern und Bildsequenzen von definierten Standorten im Park schaffen. Die Pflanzungen bestehen fast ausschließlich aus Bäumen und Sträuchern, die in dieser Region heimisch sind und bei den gegebenen Boden- und Klimaverhältnissen standortgerecht verwendet werden können.
Ergänzend hierzu werden Gehölze mit besonderen Blüten- oder farbigen Herbstaspekten gesetzt. Die Obstwiesen bestehen aus alten regionaltypischen Apfel- und Birnensorten. Waldartige Bereiche des Parkes werden durch Buchen und Eichen geprägt, offenere Bereiche werden mit Birke und Hainbuche, Ahorn und Kastanie bepflanzt.
Das Konzept für den Staff Landschaftspark
hat Peter Drecker vom Planungsbüro Drecker
aus Bottrop entwickelt.