Die Staff Stiftung verfolgt im Staff Landschaftspark die Zielsetzung, ursprüngliche Pflanzenarten wieder anzusiedeln. Dabei wird insbesondere die früher typische Kleinteiligkeit der Landschaft wiederhergestellt: Es wurden Gruppierungen von Bäumen wie Hainbuchen, Eichen oder Ahorn sowie Hecken gepflanzt. Außerdem wurden Wildblumen- und Obstwiesen sowie historische Kulturpflanzen wieder angesiedelt.
Die Wildblumenwiesen und Wildkräuterwiesen sind für Besucher des Staff Landschaftsparks ein besonderes Erlebnis.
Natürliche Blumenwiesen sind sehr selten und nur an Orten zu finden, an denen eine Kombination aus Wind, Nässe, Kälte oder Trockenheit bewirkt, daß Gehölze nicht aufkommen. Künstliche Wiesen sind vor Jahrtausenden in den Kulturlandschaften Mitteleuropas entstanden, wo Wald und Gebüsch von Menschen gerodet wurden. Das Vieh weidete dort Gras, Blumen und nachwachsendes Gehölz ab. Auf diese Weise bleibt das Grünland erhalten.
Bei dem Versuch, Wildblumen im Staff Landschaftspark wieder anzusiedeln, handelt es sich um einen langen Lernprozeß, bei dem es herauszufinden gilt, welche Mischung auf dem Gelände, dem Boden und bei dem herrschenden Klima wächst und langfristig Bestand hat. Die Wiesen im Landschaftspark gehören aufgrund der langjährigen landwirtschaftliche Nutzung zum Typ der mäßig feuchten Glatthaferwiesen mit nährstoffreichem, tiefgründigem Lehmboden. Die schönsten Wiesen finden sich jedoch auf mageren Böden. Durch das zwei- bis dreimalige Mähen der Wiesen und das folgende Nachwachsen werden dem Boden Nährstoffe entzogen. Dies benachteiligt Gräser, hier vorwiegend Glatthafer, der nährstoffreichen Boden benötigt; Wildblumen dagegen profitieren vom Nährstoffentzug.
Die Wiesen werden deshalb gemäht, um das Gleichgewicht zwischen Blumen und Gräsern zu wahren, die Aussaat zu begünstigen und die Vielfalt der Pflanzenarten zu fördern. Durch das Mähen gelangen außerdem Licht und Wärme auf den Boden, wodurch die Keimung der Wildblumensamen begünstigt wird und es so zu einer natürlichen Vermehrung kommt.
Insgesamt wird vermutet, daß der Zeitraum für die Entwicklung eines natürlichen Gleichgewichtes bis zu zehn Jahre beträgt. Lieferant des Saatgutes und enger Begleiter bei dem Prozeß der Wiederansiedlung ist die Firma Rieger-Hofmann.
Erste Fortschritte wurden bereits erzielt, worüber sich Besucher vom Frühjahr bis in den Herbst anhand der blühenden Wiesen ein beeindruckendes Bild machen können. Aus größerer Entfernung wirken sie wie bunte Teppiche. Von nahem betrachtet, überrascht die Vielfalt der Arten, Formen und Farben
Die Schönheit und Vielfalt der Pflanzenwelt des Staff Landschaftsparks in der Lemgoer Mark eröffnet den Blick in eine Zeit, in der die Natur, die Wildkräuter, Bäume und Sträucher ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Nahrung, der Heilkunde und des Alltags waren. Durch die umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen ist hier ein Raum geschaffen worden, in dem eine alte Kulturlandschaft wiederentdeckt und -erlebt werden kann.
Bei einem Rundgang durch den Landschaftspark kann man eine große Zahl an Kräutern entdecken; manche erkennt man erst auf den zweiten Blick, weil sie hier zum Teil in wilder Form vorkommen und dadurch zum Beispiel kleinere Blätter haben, als wir es von den Kräutern gewohnt sind, die für das Kochen gekauft werden.
Jedes Jahr kommen neue Kräutersorten zurück und breiten sich aus; so kann man immer wieder auf Entdeckungsreise nach neuen Sorten gehen.
Auf drei Streuobstwiesen im Staff Landschaftspark wurden alte Sorten wieder angepflanzt, die vor 1900 im Handel waren. Diese Wiesen sind nicht nur ein kulturelles Landschaftselement, sondern bieten mit ihren alten und knorrigen Bäumen vielen Tierarten Nahrung und Unterkunft
Mit dem Aufkommen des wirtschaftlicheren Niederstamm- Plantagenobstbaus seit den 50er Jahren ging die Bedeutung der heimischen Obstwiesen zur Versorgung der Bevölkerung allmählich zurück. Das Wissen über die Sorten und die Pflege ging dabei ebenfalls verloren. Die Anbaugebiete konzentrierten sich nur noch auf wenige Obstbaugebiete.
Erschwerend kam hinzu, daß nach einer EG-Verordnung von 1969 in Westfalen und Lippe 37.500 Obstbäume gefällt wurden. Waren um 1900 in Deutschland noch ca. tausend Apfelsorten bekannt, so beschränkt sich das heutige Marktangebot auf einige wenige.
Neben den Streuobstwiesen waren auch Hecken Bestandteil des Landschaftsbildes. Für Tiere sind sie als Schutz, aber auch als Ort, um Nahrung zu finden, besonders wichtig. Im Landschaftspark wurden ergänzend zu den Obstwiesen Hecken angepflanzt, damit die ursprüngliche Vegetation der Region in möglichst vielen Aspekten wieder aufgegriffen wird.
_Fotos: Jutta Jelinski (8), Gerhard Milting (32), Teda Wellmer (3)